Oder: “Wie ich in den Wald rufe, so schallt es heraus!“ 

 

 Gesprächskultur innerhalb der Kita prägt nicht nur die Atmosphäre unter den Mitarbeitenden, sondern spiegelt sich sowohl in der Kommunikation zum Kind (und damit auch der Kinder untereinander) sowie zu dessen Eltern wider. Die Art und Weise, wie wir kommunizieren, sagt also zugleich auch etwas über das „Miteinander im Team“ beziehungsweise im ganzen Haus aus. Auch strahlt das Kommunikationsklima nach außen zu Netzwerkpartnern, wie Grundschule Beratungsstellen, etc. aus. Die Innen- und Außenwirkung von Kommunikation hat enorme Wirkungskraft und das in alle Richtungen.

Für eine wertschätzende und akzeptierende Kommunikation ist eine gute Gesprächskultur notwendig und zwar zwischen

  1. den Mitarbeitenden der Kita und dem Kind
  2. den Mitarbeitenden und den Eltern und
  3. dem pädagogischen Fachpersonal untereinander im Gesamtteam

Bevor wir diese 3 Ebenen weiter beleuchten, möchte ich die Voraussetzung für eine gute Gesprächskultur benennen:

  • Einhaltung der Grundregeln der Gesprächsführung
  • Einhaltung der Feedbackregeln beim Feedback geben und annehmen
  • Regelmäßige Reflexion des eigenen Kommunikationsverhaltens mit gegebenenfalls Veränderungszielen
  • Offenheit für den persönlichen, Individuellen Entwicklungsprozess in der Kommunikation.

Zu den Kernaufgaben pädagogischer Fachkräfte gehört die Gestaltung gelingender Gespräche mit Eltern, Kindern, im Team, beim Träger oder anderen Netzwerkpartnern. Es gibt zahlreiche Anlässe, Ziele und Formen von Gesprächen, die bewusst geplant, geführt und auch reflektiert werden sollten. Der Blick auf die Gesprächskultur zwischen pädagogischer Fachkraft und dem Kind ist gerade im alltäglichen Gruppengeschehen elementar. Er schafft das notwendige Vertrauen, um Sprache aufzunehmen, um Sprache zu verinnerlichen und um Sprache auszuprobieren. Basis der gelingenden Kommunikation zwischen Fachkraft und Kind ist die Vorbildfunktion der Kita -Mitarbeitenden sowie ein der Kinderwelt zugewandtes einfühlendes Verhalten.

Dafür sind folgende Aspekte sehr dienlich:

  • Besonders in der Krippe: nonverbale Kommunikation -Mimik und Gestik müssen authentisch zum Verhalten sein
  • reichhaltige Mimik und Gestik einsetzen
  • Zugewandtheit und Blickkontakt gehören zum Miteinander sprechen
  • aussprechen lassen: Kinder wollen und sollen ihre Sätze selbst beenden
  • das vom Kind Gesagte auch aufgreifen
  • Kinder – Fragen sachgerecht und ernsthaft beantworten
  • Sprache mit Handlungen und Tätigkeiten verbinden und untermauern
  • falsch Ausgedrücktes nicht korrigieren, sondern nur richtig wiederholen!

Zentral für die Gesprächsführung mit Kindern ist der Beziehungsaufbau!

Eine gelungene Bindung ist die Voraussetzung für eine aktive Auseinandersetzung der Kinder mit ihrer sozialen, räumlichen und materiellen Umwelt. Da die kleinen Kinder noch nicht alle Wortbedeutungen verstehen, sind Sie darauf angewiesen, die Körpersprache des Gegenübers zu „lesen“ und als Interpretationshilfe zum Gesagten hinzuzuziehen. Mit den Jahren geht die Aufmerksamkeit für die nonverbalen Zeichen zugunsten des verbalen Austauschs zurück, verschwindet aber nie ganz.

Für die gelungene Kommunikation zwischen Fachkraft und Kind ist es daher enorm wichtig, eine hohe Übereinstimmung (Kongruenz) zwischen dem gesprochenen Wort und dem Handeln zu erzielen. Sage ich dem Kind „Du kannst das schon!“, aber meine Mimik und meine Körperhaltung signalisieren dem Kind eher das Gegenteil, werde ich das Kind wohl eher nicht zu einem neuen Schritt ermutigen! Wertschätzung und Interesse am Kind können nur beim Kind ankommen, wenn das gezeigte Verhalten der Erwachsenen nicht widersprüchlich, sondern kongruent ist. Kinder profitieren von allen Gesprächsgelegenheiten im Alltag – damit ist nicht nur die Sprachförderung gemeint, sondern eher, wenn das Gespräch als sinnstiftend erlebt wird. Grundsätzlich brauche ich für eine kompetente Gesprächsführung mit Kindern eine dialogorientierte, auf Partizipation ausgerichtete Haltung. Die Sprache der Erwachsenen sollte vom Glauben an die Möglichkeiten des Kindes (oder auch des Menschen) getragen sein (Steve de Shazar) – also Sprache sollte grundsätzlich Ressourcen aktivierend, lösungsfokussiert, zukunftsgerichtet und Stärken orientiert genutzt werden.

Der Blick auf die Gesprächskultur zwischen pädagogischer Fachkraft und den Eltern: im Fokus der Leitung – die Schnittstelle Mitarbeitende – Eltern!

Das Gespräch mit den unterschiedlichen Eltern im Kontext Kita gibt es in zahlreichen Variationen: das Aufnahmegespräch, das Beratungsgespräch, Entwicklungsgespräche, Tür- und Angelgespräche, Elternabende oder auch brisant und fordernde Elterngespräche. Aber nicht immer laufen Elterngespräche so, wie du es vorher geplant hast. Unverhofft kommt oft, eine Devise die im Zwischenmenschlichen wohl nicht selten ist. Jedes Gespräch, jedes Aushandeln mit Eltern ist immer auch eine Übersetzungsleistung. Unterschiedliche Kulturen treffen zusammen, unterschiedliche Wünsche, Absichten, Weltbilder, Einschätzungen, Interessen -alle wollen abgewogen sein, um gute Lösungen im Sinne des Kindes zu finden. Es geht also weniger darum,  die Grenze zwischen richtig oder falsch zu ziehen, ein entweder – oder zu definieren, Widerstände zu durchbrechen, um das Eigene durchzusetzen, sondern -wo immer es geht -geht es um die Erhaltung und Pflege einer guten Kooperation. Es geht um das Zuhören, um Perspektivwechsel und damit um das Brückenbauen zum Wohle des Kindes!

 

 In der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und Erzieher geht es darum, Brücken zu bauen, zu Kooperation und Teilhabe einzuladen.

Es geht also darum,  die Eltern zum Teilhaben und Mitwirken einzuladen. Hierzu können auch die Grundlagen der Ressourcen -und lösungsorientierten Gesprächsführung hilfreich sein. Wie kann ich denn ein herausforderndes Elterngespräch souverän leiten und dieses auch authentisch und kompetent führen? Wie jongliere ich zwischen Verständnis der Sicht der Eltern und meiner vielleicht auch für die Eltern eher unbequemen, professionellen Standhaftigkeit im Sinne des Kindes?

Die wahre Kunst ist, im Elterngespräch vertrauensvolle Bindungen zu schaffen, Brücken zu bauen. Konstruktiv geführte Elterngespräche verbinden uns in Richtung eines gemeinsamen Ziels: die individuell miteinander abgestimmte Vorgehensweise in der Begleitung des Kindes in seiner Entwicklung, durch die Eltern und die Kita – Hand in Hand.

Kita Eltern reagieren mitunter auch sehr emotional in Elterngesprächen!

Eltern in der Rolle als Erziehungsverantwortliche zeigen sich oft in Gesprächen sehr emotional. Einerseits interessieren sie sich voller Begeisterung für die Entwicklungsfortschritte ihres Kindes. Andererseits sind sie aber auch sehr empfindlich und unsicher, wenn es um Fragen zur Familiensituationen, zum Erziehungsverhalten oder möglichen Problemen der Kinder geht. In Elterngesprächen dominieren oft die Beziehungsaspekte. Hier ist oft sensitives Fingerspitzengefühl der pädagogischen Fachkräfte gefragt. Der gemeinsame positive Blick auf das Kind im Zusammenspiel mit einer wertschätzenden Haltung erleichtert den gegenseitigen Informationsaustausch über das Kind aber man bleibt auf der Sachebene.

Erfolgsgaranten in der Gesprächsführung:

Auch wenn sich die Art und Weise von Gesprächen mit Eltern oder Gesprächen mit Kindern sehr unterscheiden, so gibt es doch Aspekte, die unabhängig von den jeweiligen Gesprächspartnern zum Erfolg eines Gespräches beitragen.

Hierzu zählen folgende:

– Eine zugewandte Haltung gegenüber dem Gesprächspartner, die Respekt Entscheidungsfreiheit und Anteilnahme ausdrückt

-Eine uneingeschränkt wertschätzende Haltung dem Gesprächspartner gegenüber, unabhängig von persönlicher Sympathie oder soziokulturellen Übereinstimmungen

-Ein glaubhaftes Interesse an den Themen und Botschaften des Gegenübers und die Fähigkeit sich auch in die Perspektive des anderen hineinversetzen zu können

-Eine unausgesprochene Verständigung über Gesprächsregeln, die gegenseitiges zuhören, ausreden lassen, Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Meinungen beinhaltet

-Ein positiver Abschluss mit einem zuversichtlichen Ausblick des Gesprächs! Denn:  nach dem Gespräch ist auch immer vor dem Gespräch!

Anregung für die Praxis: Reflexionsangebot für deine Mitarbeitenden zur Gesprächskultur mit den Kita –  Eltern! Wie kommuniziert dein Team mit deiner Elternschaft?

Besorge für jede/n Mitarbeitede/n ein kleines Notizbuch, in dem die Mitarbeitenden eine Woche (oder einen Monat lang, die Entscheidung triffst Du) wichtige Gespräche mit Eltern möglichst detailliert festhalten:

  • Wer war am Gespräch beteiligt?
  • Worüber wurde sich ausgetauscht?
  • Welche Sachinformationen wurden ausgetauscht?
  • Was genau war die Botschaft?
  • Gab es vielleicht (unausgesprochene) Beziehungsbotschaften?
  • Wer sendet welchen Appell aus?
  • Was erfahre ich über mein Gegenüber jenseits des eigentlichen Themas?
  • Wirken Beziehungsbotschaften in diesem Elterngesprächen eher förderlich oder hemmend?
  • Gibt es plötzliche Kehrtwendungen im Gespräch und worauf führst du diese zurück?

Diese Art von Gesprächstagebuch führt zu einer schärferen Wahrnehmung von Gesprächsverläufen. Diese Tagebucheinträge ermöglichen auch, typische Muster oder auch Stolpersteine in Gesprächen zu erkennen. Die Eigenreflexion ist auch hier das Mittel der Wahl zur bewussten, zukünftigen Gestaltung von Elterngesprächen!

Anregung zur eigenen Reflektion der Gesprächskultur als Leitung in deinem Team:

  1. Wie zufrieden bist du aktuell mit der Gesprächskultur in deinem Kita Team?
  2. Aktuell ist der Ton sehr harmonisch und kooperativ im Team!
  3. Ich spüre die wachsende Belastung aufgrund von hohen Krankenständen -der Ton ist gereizt!
  4. Es gibt nicht die Gesprächskultur im Gesamtteam -jedes Kleinteam scheint seine eigene Gesprächskultur zu pflegen!
  5. Der Ton in meinem Team wirkt für mich oft gereizt, forsch bis manchmal sogar aggressiv!
  6. Welche Kommunikationskultur untereinander wünsche ich mir als Leitung für mein Team?
  7. Zu wieviel Prozent habe ich diese Vorstellung schon erreicht? (Skala von 0 bis 100%)
  8. Was fehlt noch, was braucht es noch, um Mitarbeitende auch untereinander für eine wertschätzende Kommunikation zu sensibilisieren?
  9. Wie kann ich das als Leitung auf den Weg bringen? Brauche ich dabei Unterstützung? Durch Ideen anderer Leitungskolleg*Innen, durch die Fachberatung? Kann hier ein Teamtag hilfreich sein? (Falls ja, bietet sich ein Anruf bei Claudia Hennig an! 😊)

 Die Gesprächskultur in Deiner Einrichtung variiert – je nach Mitarbeiterzusammensetzung, Arbeitsanforderungen, Gruppengröße, Krankenstände und vielen weiteren Faktoren. Aber die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren- kann gestaltet und vorgelebt werden!

Die Kommunikationskultur sensibel zu beobachten, Anregungen zu geben, Haltungen zu verstärken oder zu korrigieren, all das ist im Fokus der weitsichtigen Leitungskraft! Und es bedarf der stetigen Aufmerksamkeit.

Denn: Wie Du in den Wald hineinrufst, so schallt es heraus!

 Herzliche Grüße,

Claudia Hennig